Beraten und Trainieren basieren wie das Managen auf Plänen (Lehrpläne, Konzepte etc.), auf Vorgaben (Lehrstoff, Methoden & Werkzeuge) und auf Kontrolle (Prüfungen, Messungen, Tests). Berater und Trainer sollen in Bezug auf das Thema oder Fachgebiet immer mehr wissen als der Kunde. Das dient dem Zweck der Wissens- und Kompetenzerweiterung beim Kunden.
Trainings und Beratungsansätze sind häufig nicht auf die wirklichen Bedürfnisse der Kunden zugeschnitten. In der Regel ist es nur ein Teil der Beratung oder des Trainings, manchmal sogar nur ein kleiner Teil, den der Teilnehmer wirklich gebrauchen kann. Für den anderen Teil seiner Bedürfnisse erhält er hingegen keinen Nutzen. Dieses Vorgehen ist alles andere als Lean. Dieses Vorgehen wird dem wichtigsten beteiligten Interesse nicht gerecht, hat also zu wenig Qualität.
Man kann es besser machen. Man kann – wenn man als Trainer oder Berater vom Auftraggeber die Möglichkeit erhält – die Mitarbeiter bzw. geplanten Teilnehmer fragen, was sie brauchen, was sie lernen möchten, welches (Lern-) Ziel sie verfolgen.
Während Beratung und Training grundsätzlich nach dem PUSH-Prinzip funktionieren, gilt für Coaching ausschließlich das PULL-Prinzip (Bild 1). Der Mitarbeiter bzw. Kunde (im Coaching auch Coachee genannt) kann nur gecoached werden, wenn er oder sie es will. Es handelt sich nicht um echtes Coaching, wenn der Vorgesetzte seinem Mitarbeiter einen Coach an die Seite stellt, weil er der Meinung ist, dass der Mitarbeiter Unterstützung benötigt. Bei solchen Arrangements sollte man sich nicht wundern, wenn die gewünschten Ergebnisse ausbleiben.
Beraten und Trainieren vs. Coachen (Bild 1)
Coaching begleitet und befähigt Menschen dabei, ihre selbstgewählten Ziele zu erreichen. Dabei nimmt die Zieldefinition häufig schon einen Großteil der Coachingarbeit ein. Die meisten Menschen wissen ziemlich gut, was sie nicht wollen, aber die wenigsten wissen, was sie wollen und wohin sie wollen. Das gilt auch für viele Unternehmen. Coaching kann hier helfen. Coaching ist Hilfe zur Selbsthilfe.
Coaching geht davon aus, dass der Kunde der beste Spezialist für die Lösung seines Problems, seiner Herausforderung ist. Der Coach holt die Lösung aus dem Coachee „hervor“. So entsteht ein tiefgehender Lernprozess. Der Coachee ist motiviert und fähig, die selbst in sich entdeckte Lösung umzusetzen.
Wie gut der Coachingprozess zu einer zeitgemäßen Lern- und Qualitätskultur passt, verdeutlichen die sieben Coaching Prinzipien nach Sabine Prohaska, hier etwas umformuliert und gekürzt zitiert (der Coachingkunde oder Coachee wird hier „Klient“ genannt).
Niemand ist schuld an einer Situation
Im Mittelpunkt der Coaching-Arbeit stehen der Klient und sein Beziehungssystem. Systemische Sichtweisen sind bemüht, die Probleme von Menschen im Kontext ihrer Biographie sowie dem sozialen, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld zu verstehen. […] Es geht beim Coachen nie um die Suche nach Schuldigen beziehungsweise den Auslösern einer Situation, weil alles mit allem verbunden ist. [..]
Neutralität gegenüber Sichtweisen und Werten
Neutralität ist eine wichtige Haltung von Coachs. Sie beinhaltet eine gelassene Neugier gegenüber allen Sichtweisen, Erklärungen und Werten – und seien sie dem Coach noch so fremd. Neutralität zeigt sich auch in der Allparteilichkeit, also im Bestreben, alle Mitglieder des Systems aus ihrer Perspektive heraus zu verstehen und ihre Sichtweisen wertzuschätzen. […]
Grundhaltung des Nicht-Wissens
Hiermit ist nicht gemeint, dass Coachs so tun, als wüssten sie nichts. Vielmehr bezieht sich diese Grundhaltung auf die Art des Umgangs mit ihrem Wissen. Coachs formulieren und artikulieren Hypothesen nicht aus der überlegenen Haltung eines Experten heraus, der mehr als der Klient weiß, sondern aus der bescheidenen Haltung des Nicht-Wissens. Hintergrund: Coachs wissen nicht, was das Beste für ihre Gesprächspartner ist. Das müssen diese selbst entdecken. […]
Wertschätzung und Respekt für die Person
Ein systemisches Coaching setzt Respekt und Wertschätzung für den Klienten als Person voraus. Diese Haltung ist die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit. Die nötigen Impulse zur Veränderung hingegen können in einigen Fällen durch die Respektlosigkeit des Coachs dem Problem des Klienten und seinen Symptomen gegenüber kommen. In vielen Fällen ist das sogar notwendig. Dies ist jedoch nur möglich, wenn die Beziehung zwischen Coach und Klient für den Klienten erkennbar und erfahrbar von Respekt und Wertschätzung geprägt ist. […]
Lösungsorientierung und Ressourcenorientierung
Lösungsorientierung bedeutet: Der Fokus wird vom Problemsystem zum Lösungssystem verlagert: Wer (und was) ist wichtig für die Lösung des Problems? […]
Ressourcenorientierung bedeutet: Coachs gehen davon aus, dass ihre Klienten die erforderlichen Möglichkeiten und Potenziale haben, ihre Probleme selbst – oder mit selbst organisierter Unterstützung – zu lösen. […]
Orientierung am Klienten
[..] Coaching orientiert sich primär an den Interessen und Zielen der Klienten und nur sekundär an eigenen Zielen. Ein zentrales Element des Coachings ist die Auftragsklärung. Diese wird so weit operationalisiert, dass möglichst allen Beteiligten klar wird, was das Ziel ist, wie die Zielerreichung aussieht und woran man sie erkennt. Ob und wann das Ziel erreicht ist, entscheidet der Klient. […]
Die Wirklichkeit ist eine subjektive Konstruktion
Gefragt wird im systemischen Coaching nicht danach, wie es „wirklich“ ist, sondern nach Ideen und Bedeutungsgebungen. Die „Wirklichkeit“ wird nämlich stets als eine subjektive, also vom Individuum selbst konstruierte erachtet, in die individuelle Erfahrungen und Werte einfließen. […] Aufgabe des Coachs ist es, dem Klienten neue Perspektiven und Sichtweisen und somit neue Möglichkeiten zu eröffnen. […]
Coaching, Training und Beratung im Ken Wilber Quadrantenmodell (Bild 2)
(QM-) Trainings und Beratung arbeiten überwiegend in der „Äußeren Dimension“. Coaching betrachtet hingegen auch die innere Sicht (Bild 2). Nur so kann eine ganzheitliche, nachhaltige Personal- und Organisationsentwicklung erfolgen. Nur so kann Qualität im Unternehmen erzeugt und gelebt werden.
Nutzen Sie Coaching als „Standardwerkzeug“ der qualitätsbestimmten Führung! Coaching ist eine höchst wirksame Qualitätsmethode für Komplexität.
Wir empfehlen: Mehr Coachen – statt Beraten und Trainieren!